Das kleine 1x1 der Druckgrafik

Die Druckgrafik ist für uns eine der faszinierendsten und facettenreichsten Kunstformen, weshalb wir uns darauf spezialisiert haben. Die Möglichkeiten für Künstler*innen mit verschiedenen Materialien, Techniken und Farben zu experimentieren sind schier unbegrenzt.

Originalgrafik umfasst eine hohe Vielfalt an Drucktechniken, die unterschiedliche  ästhetische Qualitäten und Ausdrucksmöglichkeiten bieten: z.B. die Lithographie, Siebdruck, Holzschnitt oder bei den antiken Stichen oft benutzt: Kupferstich, Stahlstich oder Aquatinta.

Es ist allerdings nicht immer einfach, originale Werke von späteren Reproduktionen, Kunstdrucken oder Kopien zu unterscheiden. Uns werden diesbezüglich oft ähnliche Fragen gestellt.

Hier wollen wir kurz erläutern, worauf Sie beim Kauf achten sollten:

Man spricht von Original Druckgrafik, wenn der*die Künstler*in die Vorlage für den Druck selber geschaffen hat. Die Grafik erscheint in limitierter Auflage und ist die einzig existierende Realisierung dieser Arbeit. Ausserdem ist diese im Werkverzeichnis verzeichnet. Gerne stellen wir Ihnen ein Echtheitszertifikat aus.

Es existiert sowohl unsignierte als auch signierte und nummerierte Originalgrafik. Unsignierte Grafik erscheint in der Regel in einer höheren Auflage – viele Künstler*innen haben unsignierte Grafiken herausgegeben, damit ihre Kunst erschwinglicher wird. Der Kauf von unsignierter Druckgrafik ist somit ein wunderbarer Einstieg in die Welt der Druckgrafik und ein perfekter Anfang für eine Sammlung.

Die wichtigsten Drucktechniken und weitere wichtige Begriffe der Druckgrafik:

Lithographie/ Farblithographie

Flachdruckverfahren. Es wird das zu druckende Motiv seitenverkehrt mit Fettkreide oder -tinte direkt auf eine plan geschliffene Steinplatte gezeichnet. Diese wird anschliessend mit Ätzflüssigkeit behandelt. An den Stellen, wo sich keine Zeichnung befindet, dringt die Flüssigkeit in die Poren des Steins ein. So bleibt später beim Aufwalzen der Druckerschwärze die Farbe nur an den gezeichneten Linien haften. Der restliche, mit Ätzflüssigkeit behandelte Bereich stösst sie jedoch ab. Soll eine Farblithographie entstehen, muss für jede Farbe ein eigene Steinplatte angefertigt werden. Dafür wird vom Motiv eine Konturenzeichnung angefertigt und auf jeden Stein seitenverkehrt übertragen. Anschliessend wird mit Fetttusche oder Fettkreide jeweils nur der Teil des Motivs, der die jeweilige Farbe bekommen soll, auf die entsprechende Platte übertragen. Um im Druck ein genaues Übereinanderliegen der Motivteile zu erreichen, werden Passkreuze oder Markierungen an den Ecken der Steine angebracht. An diesem wird auch der Papierbogen ausgerichtet. 

Serigraphie/ Farbserigraphie (Siebdruck)

Durchdruckverfahren. Der Siebdruck ist ein Druckverfahren, bei dem die Druckfarbe mit einer Gummirakel durch ein feinmaschiges Gewebe hindurch auf das zu bedruckende Material gedruckt wird. An denjenigen Stellen des Gewebes, wo dem Druckbild entsprechend keine Farbe gedruckt werden soll, werden die Maschenöffnungen des Gewebes durch eine Schablone farbundurchlässig gemacht.

Kupferstich

Tiefdruckverfahren. Beim Kupferstich wird das zu druckende Bild mit einem Grabstichel spanabhebend und seitenverkehrt in eine Kupferplatte graviert. Die dabei entstandenen Linien nehmen dann die Farbe auf, welche mit einer Walzenpresse auf das Papier gedruckt wird.

Stahlstich

Tiefdruckverfahren. Die Zeichnung wird mit dem Grabstichel in eine enthärtete Stahlplatte graviert oder auch – wie bei der Radierung – geätzt. Die nach dem Stechen gehärtete Stahlplatte wird auf eine weiche Stahlwalze durch Abrollen übertragen, um mit dieser anschließend gehärteten Walze wiederum eine neue weiche Stahlplatte zu prägen, die dann wieder gehärtet wird.

Aquatinta

Als Ausgangsmaterial für eine Aquatinta-Radierung wird eine Metallplatte, in der Regel aus Zink oder Kupfer verwendet. Diese Platte wird entfettet, mit pulverisiertem Harz, Kolophonium oder Asphalt bestäubt und von unten her vorsichtig erhitzt, so dass die Harzkörnchen auf der Platte anschmelzen. Das Abdecken mit Abdecklack erfolgt vor jedem weiteren Ätzgang. Damit entsteht ein Rasterkorn auf der Platte. Verschiedene Grautöne erreicht man dadurch, dass die Platte mehrfach geätzt und dabei jeweils zunehmend abgedeckt wird. Mit jedem weiteren Abdeck- und Ätzvorgang wird ein dunklerer Halbton (Graustufe) hinzugefügt. In den Vertiefungen der Druckplatte bleibt beim Druck die Farbe haften, wobei die Farbaufnahme von der Feinheit des Rasterkorns, dessen Dichte und der Tiefe der Ätzung bestimmt wird.

Hors commerce

Spezielle Abzüge von einem Druck, die ursprünglich nicht für den Verkauf bestimmt sind, sondern für künstlerische oder archivarische Zwecke verwendet werden. Diese Abzüge werden oft vom Künstler/ von der Künstlerin signiert und können als Geschenk an Freund*innen, Sammler*innen oder Museen vergeben werden. Diese Abzüge sind in der Regel ebenfalls limitiert. Da sie eigentlich nicht für den Verkauf bestimmt sind, können diese eine gewisse Exklusivität und Seltenheit aufweisen.

Épreuve d’artiste (kurz e.a) oder Printer’s proof (p.p.)

Hierbei handelt es sich um zusätzliche Drucke, die nicht in der Auflagenanzahl mitgezählt werden. Dabei sehen sie nicht notwendigerweise genau wie das Endergebnis aus. Denn häufig machen Künstler*innen Testdrucke und entscheiden dann, ob sie mit dem Ergebnis schon zufrieden sind oder noch Dinge ändern möchten.

Büttenpapier

oder kurz Bütten, ist ein mit einem Sieb aus der Bütte, einem wannenförmigen Gefäss, geschöpftes Papier. Handwerklich stellt es die historisch ursprüngliche Herstellung von Papier dar.

Velinpapier

oder kurz Velin, ist ein gleichmäßig strukturiertes und glattes, dem Pergament optisch ähnliches Papier.

Trockenstempel, Prägestempel oder Blindstempel

Auf Künstlergrafik angebrachte Blindstempel können vom Kunstschaffenden, der ausführenden Druckerei oder vom Papierhersteller sein.